Dreiste Diebe locken Senioren in Telefonkabinen


Nicht immer setzten Trickdiebe auf die neuste Technologie. Besonders in der Westschweiz häufen sich Fälle, in deren Zentrum Telefonkabinen stehen. Den meist betagten Opfern wird eine angebliche Notlage vorgespielt, um an ihre Kreditkarte zu kommen.

18.07.2017 –

Die 78-jährige Jacqueline Fournier* spazierte gedankenversunken auf dem Boulevard Richtung Altstadt. Plötzlich wurde sie von einer Frau angesprochen, die den Eindruck erweckte, ziemlich aufgewühlt zu sein. Sie gab vor, wegen einer Autopanne festzustecken und keine Möglichkeit zu haben, einen Pannenservice zu kontaktieren. Ihr Handy habe sie «dummerweise» nicht dabei und an Kleingeld fehle es ihr auch. Zudem müsse ihr Kleinkind im Wagen ausharren.

«Die Situation schien dramatisch zu sein, alles musste schnell gehen», erinnert sich Fournier im Nachhinein. «Ich bot der Frau einen Anruf mit meinem Handy an.» Doch diese lehnte das Angebot höflich ab. Sie sagte: «Gleich um die Ecke steht eine Telefonkabine.»

Mit der Kreditkarte telefonieren
Die Rentnerin folgte der Betrügerin in die Telefonkabine, wo sie darauf aufmerksam gemacht wurde, dass man auch mit einer Kreditkarte telefonieren könne. In der Hektik liess sich Fournier überreden, ihre Kreditkarte in den Apparat einzuführen und auf der Tastatur ihre PIN ungeschützt einzugeben. Die Betrügerin, die nun die PIN kannte, redete weiter auf die betagte Frau ein, lenkte sie ab und entwendete ihr dabei die Karte.

«Wo ist denn jetzt mein Karte?», fragte Fournier, als sie merkte, dass diese verschwunden war. «Oh nein!», sagte die Betrügerin. «Das Gerät hat Ihre Karte geschluckt.» Das sei aber nicht weiter schlimm. Sie solle sich doch bitte eine Viertelstunde gedulden. Dann werde sie einen Anruf der Swisscom erhalten und das Problem werde gelöst, so die Trickdiebin. Sie selber müsse aber jetzt dringend weiter, um den Pannendienst aufzubieten. Schliesslich warte im Auto ja immer noch ihr Kind.

Tatsächlich übergab die Frau aber Karte und PIN umgehend an einen Komplizen, der zügig an verschiedenen Automaten viel Bargeld bezog. Derweil wartete die Rentnerin in der Telefonkabine vergeblich auf einen Anruf der Swisscom. Viel zu spät bemerkte sie, dass sie Opfer von Trickbetrügern geworden war.

Fälle mit Hohen Schadenssummen
Jaqueline Fournier ist kein Einzelfall. Der Polizei sind vor allem in der Westschweiz Dutzende Fälle bekannt, in denen vorwiegend ältere Personen im letzten Jahr mit dieser Masche betrogen wurden. Alleine im Kanton Genf haben Trickbetrüger damit einen Schaden von über 100'000 Franken verursacht.

* Name geändert

Tipps an die Bevölkerung:

Weitere News

Vorsicht mit öffentlichen WLANs

Öffentliche WLANs – ob im Café, Hotel oder am Flughafen – sind eine praktische Lösung, um… Mehr

Black Friday: Schnäppchen oder Falle?

Am 28. November 2025 locken unzählige Sonderangebote – aber auch Betrüger:innen sind besonders… Mehr

Wer zahlt bei Debit- oder Kreditkartenbetrug?

Kartenbetrug kann schnell teuer werden – aber wer haftet eigentlich im Schadensfall? Mehr

Falsche Parkbussen im Umlauf

Aktuell kursieren gefälschte E-Mails und SMS, die zur Zahlung angeblich offener Parkbussen… Mehr